Fährbetrieb in Oppenheim wegen Niedrigwasser nur noch eingeschränkt möglich

Seit heute ist der Fährbetrieb der Fähre „Landskrone“ nur noch eingeschränkt möglich, was zu einem Verkehrschaos auf der B9 führte. Der extrem niedrige Wasserstand des Rheins zwingt den Betreiber der Fähre dazu, das Autodeck nur noch knapp über die Hälfte zu beladen. Da das Ufer auf der hessischen Seite zu flach und stark versandet ist, würde die Fähre bei voller Ladung aufsetzen und nicht mehr anlegen können.
Der Mitarbeiter, der eigentlich für die Fahrkartenkontrolle zuständig ist, hatte daher heute morgen die undankbare Aufgabe, die Autos „abzuwinken“, die nicht mehr mitgenommen werden können. Die Unvernunft mancher Autofahrer ist nicht zu verstehen, wenn sie dennoch mit Gewalt auf die Fähre aufzufahren versuchen, obwohl ihnen deutlich signalisiert wurde, dies zu unterlassen.
Auch musste sich der arme Mann einiges von automobilen Wutbürgern anhören. Vor allem, als nach der Auffahrt eines Sattelschlepper-LKW noch mehr Fahrzeuge am Ufer bleiben mussten. Dabei macht der gute Mann nur seine Arbeit. Die Situation dürfte noch einige Tage anhalten, da der Pegel des Rheins eher weiter sinkt und eine Erholung des Wasserpegels derzeit nicht in Sicht ist.
httpv://youtu.be/66fC5iaHsag
Circa 30 Minuten Wartezeit einkalkulieren
Weil die Fähre nicht mit voller Ladung fahren konnte, bildete sich ein Rückstau auf der B9. Die Fahrzeuge aus Richtung Dienheim standen auf der B9 bis vor die Feuerwache und auf der Abbiegespur aus Richtung Nierstein war es nicht anders. Berufspendler sollten derzeit circa 30 Minuten Wartezeit einkalkulieren und entsprechend früher losfahren. Ich habe heute morgen die Wartezeit genutzt, um ausführlich in der Allgemeine Zeitung zu blättern und dort beispielsweise den zum Thema passenden Artikel von Lena Fleischer über das Niedrigwasser im Rhein zu lesen.
Die Situation der Fähre entsteht aufgrund der Form des Rheins bei Oppenheim. Die Fähre befindet sich im Scheitelpunkt einer Flussbiegung. Die Oppenheimer Seite bildet die Außenseite der Kurve, während die hessische Seite die Innenkante der Kurve bildet. Die Strömung des Flusses fließt in Kurven außen schneller als innen. Damit trägt das Wasser an Außenkanten Material ab, sodass dort nur steile Steinufer und tiefes Wasser vorhanden sind.
Kurveninnenseiten sind flach und versanden

An der Innenkanten hingegen werden Sand und Kies angelagert, sodass die Kurveninnenseiten immer flach und sandig sind. Das sieht man derzeit sehr gut vor der Insel Kisselwört in Nackenheim, aber auch am Oppenheimer Strandbad. An beiden Stellen kann man mehrere dutzend Meter weit trockenen Fußes in Richtung Fahrwasser laufen, wo man bei normalem Wasserstand nichtmals mehr stehen kann.
Auf der hessischen Seite der Fähre muss deshalb bei Niedrigwasser immer der Bereich des Anlegers mit Baggern ausgekoffert werden, damit das Wasser tief genug ist und die Fähre den Betrieb nicht ganz einstellen muss. Wie die Allgemeine Zeitung berichtet, geht der Betreiber der Landskronfähre davon aus, dass weiter gefahren werden kann.
DLRG warnt vor Spaziergängen im Flussbett
Der sehr niedrige Wasserstand verleitet derzeit viele Bürger dazu, dort spazieren zu gehen, wo es sonst nicht möglich ist. Das aber birgt Gefahren. Stephan Pilz, Vorsitzender der DLRG Oppenheim, warnt: „Die flachen Stellen führen mancherorts direkt bis an die Fahrrinne heran. Dort ist es steil und wird dann sehr schnell tief. Fußgänger, die dort abrutschen, landen direkt im Hauptfahrwasser und vor dem Bug der Frachtschiffe!“ Ein Mensch hat unmittelbar in der Nähe der Berufsschiffe keine Chance sich schwimmerisch zu retten. Außerdem kühlt der Körper bei den niedrigen Wassertemperaturen sehr schnell aus und entkräftet. Spaziergänger sollten daher deutlichen Abstand zur Fahrrinne wahren und am besten auf den Spaziergang im Flussbett verzichten.
Für die Rettungsboote von DLRG und Feuerwehr bringt das Niedrigwasser auch Probleme mit sich. Dazu Pilz: „Wir können derzeit weder am Hafen noch an der Natorampe mit unserer Booten ins Wasser, weil die Bootsrampen trocken liegen. Wir können nur versuchen, unsere Boote am Strandbad über den Kiesstrand ins Wasser zu bekommen.“