Die Oberleitung ist lebensgefährlich. (Symbolbild: stock:xchng)
Blaulicht,  Leitartikel,  Mainz

Tragischer und unnötiger Tod durch Oberleitung der Bahn

Die Oberleitung ist lebensgefährlich. (Symbolbild: stock:xchng)
Die Oberleitung ist lebensgefährlich. (Symbolbild: stock:xchng)

Am 11. Juni gegen 05:10 Uhr kletterte eine 21-jährige Studentin aus Frankreich als erste auf einen Kesselwaggon in der Nähe der Zwerchallee. Sie wurde sofort von einem Stromschlag aus der Oberleitung der Bahntrasse getroffen und war auf der Stelle tot. Ihr Begleiter, ebenfalls Student, erlitt einen Schock und ist nicht vernehmungsfähig.

Oberleitung steht unter Starkstrom – Warnschilder missachtet

Nach bisherigen Ermittlungen waren die beiden Studenten zuvor auf dem Bretzenheimer Straßenfest, anschließend in einer Diskothek bei Mombach. In den frühen Morgenstunden wollte die Austauschschülerin aus Burgund, die seit Anfang April in Mainz ist, an die frische Luft. Als sie an den Gleisanlagen vorbei kamen, entstand wohl die Idee. An dem Waggon sind mehrere Warnschilder angebracht, die symbolisch auf Blitzgefahr und Stromschlag hinweisen. Zudem befindet sich dort ein Schild mit dem Symbol Hochklettern verboten.

Leichnam der Französin wird obduziert

Die Polizei weist daraufhin, dass Oberleitungen in der Regel über eine Spannung von mehreren tausend Volt (bis zu 15.000 Volt) verfügen. Eine Berührung ist absolut tödlich. Aber man muss den Draht nicht unbedingt berühren. Es reicht, wenn eine Person ihm nahe kommt, z.B. wenn sie auf einem Waggon steht. Dann können jederzeit Lichtbögen (von mehreren Tausend Grad) entstehen und überspringen (bei feuchtem Wetter reichen sie noch etwas weiter). Die Folge sind schwerste, meist tödliche Verbrennungen.

Quelle: Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Mainz und des Polizeipräsidiums Mainz

Hausfrau und Mama.

One Comment

  • M. Schäfer

    Der nächste Bahnstromunfall

    bei 24 Bahnstromunfällen in Deutschland innerhalb eines Jahres besteht Anlass, die Sicherheit elektrischer Bahnanlagen und den Ausbau des elektrifizierten Streckennetzes aus angeblichen Nachhaltigkeitsgründen zu hinterfragen.

    Ebenso wie bei den Stromunfällen in Fürstenwalde bei Berlin oder Hameln vor einigen Monaten macht man es sich zu leicht, die Schuld nur bei den Opfern zu suchen. Denn die Stromschlaggefahr an elektrifizierten Bahnstrecken ist eindeutig höher als an Anlagen der öffentlichen Energieversorgung. Typische Leitern auf Bahnfahrzeugen oder leiterähnliche Konstruktionen von Fahrleitungsmasten führen nach wenigen Stufen in den Stromtod – vor allem auf (Hoch-)Bahnsteigen mit geringeren Abständen zur Oberleitung, wo eigentlich mehr Sicherheit gefordert ist als auf Rangiergleisen. Lediglich Warntafeln sollen vom Besteigen solcher Leitern unter Fahrdraht abhalten. Doch diese dienen offensichtlich primär dazu, die Bahn von Haftungsansprüchen frei zu stellen. Sicherheitsanforderungen sehen heute im Bereich der öffentlichen Stromversorgung anders aus: In Ballungsräumen und Wohngebieten überwiegen Erdkabel und verkabelte Freileitungen anstelle unisolierter Freileitungen, elektrifizierte Bahnstrecken führen hier mitten durch. Da Freileitungen sicherheitstechnisch veraltet, im Oberleitungsbetrieb jedoch unvermeidlich sind, stellt sich die Frage, ob Oberleitungsbetrieb überhaupt noch zeitgemäß ist. Im Gegensatz zu Oberleitungsmasten oder Kesselwagen ist Jeder Handymast (auch auf Bahngelände) vor unbefugtem Besteigen der Leiter gesichert, obwohl dort nicht einmal Stromschlaggefahr besteht.

    Auch für größere Vögel und andere Tiere gibt es an Bahnoberleitungen keinen ausreichenden Schutz vor Stromschlag, weshalb diese bei größeren tierbedingten Kurzschlüssen ausfallen. Für öffentliche Stromleitungsnetze gelten ebenfalls strengere Auflagen hinsichtlich Vogelschutz. Allerdings kommen auch in Hochspannungstromtrassen zahlreiche Vögel durch sogenannten Seilanflug (bis zu 700 Opfer/km und Jahr). Diese Opferzahlen sind im Durchschnitt zwar weit geringer, betreffen aber ebenfalls die Deutsche Bahn, denn diese betreibt für den elektrischen Zugverkehr ein eigenes über 7600 km langes Hochspannungsnetz.

    Es wird daher Zeit, die angebliche Nachhaltigkeit des elektrischen Bahnbetriebs zu hinterfragen, denn kein anderer Bahnbetrieb fordert so viele Opfer bei Mensch und Tier wie dieser. Klar dürfte auch sein, dass daran selbst eine zukünftige Grünstromversorgung nichts ändern wird. Hier kommt noch hinzu, dass die Deutsche Bahn mit ihrem derzeitigen Grünstromeinsatz überwiegend aus alten Wasserkraftanlagen nicht einmal zur Klimaentlastung beiträgt…

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