Fluglärm nervt aber bei Bahnlärm Lösung in Sicht?

Heute wurde in Bingen ein Güterzug mit „Flüsterbremse“ Probe gefahren und vorgeführt. Oder sollte man sagen „Probe gehört“. Die neuen Bremsen sollen die Güterzüge leiser machen, die vor allem nachts durch das Rheintal aber auch Rheinhessen lärmen. In vielen Regionen addieren sich Flug- Bahn und Verkehrslärm auf. Eine Reduktion des Bahnlärms würde wenigstens teilweise Entlastung bringen. Hier die Pressemeldung vom Innenministerium Rheinland-Pfalz und Minister Roger Lewentz zu diesem Thema und dem Projekt „Leiser Rhein“.
Präsentationen müssen Taten folgen
Zur erneuten Demonstrationsfahrt eines Zuges mit so genannten Flüsterbremsen erklärt Infrastrukturminister Roger Lewentz: „Den Präsentationen von leiseren Zügen müssen endlich Taten folgen und spürbare Veränderungen das Leben im Mittelrheintal leiser machen.“ Heute hatten Bahnchef Rüdiger Grube und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer die ersten umgerüsteten Güterwaggons in Bingen bei einer Hörprobe inspiziert.
Vorsichtiger Optimismus
Die Vorstellung der Test- und Studienergebnisse ließe vorsichtigen Optimismus zu, da sie viele technische Möglichkeiten aufzeige, Bahnlärm effektiv zu verringern. „Die unzumutbare Lärmbelastung für die Menschen verringert sich jedoch nicht allein durch Testergebnisse und Demonstrationsfahrten. Bereits 2007 hat es eine solche Präsentationsfahrt gegeben. Wir könnten für den Lärmschutz schon viel mehr im Mittelrheintal erreicht haben“, so der Minister. So sei nach einer bereits im Jahr 2009 veröffentlichten Förderrichtlinie vorgesehen, 5.000 Güterwagen auf die lärmarme Bremstechnik mit den so genannten K-Sohlen umzurüsten. Die aktuelle Zwischenbilanz des Förderprogramms „Leiser Rhein“ sei derzeit eher ernüchternd. Einzig DB Schenker Rail habe für 1.250 Wagen davon Gebrauch gemacht und die Umrüstung eingeleitet. In Deutschland seien aber rund 180.000 Güterwagen regelmäßig im Einsatz.
Engagement auf europäischer Ebene nötig
Lewentz verwies auf die teilweise positiven Ergebnisse der mit hohem Aufwand durchgeführten innovativen Modellversuche im Rheintal – beispielsweise den Einsatz von so genannten Schienenwegbedämpfern und niedrigen Lärmschutzwänden – die seiner Meinung nach an geeigneten Orten zu einem breiteren Einsatz kommen sollten. „Hierfür sind nicht nur ausreichend finanzielle Mittel gefordert“, so der Minister. Dies gelte auch für ein stärkeres Engagement auf europäischer Ebene: „Eine europaweit einheitliche Regelung, wie alte und laute Zügen – vor allem beim Gütertransport – effektiv ausgetauscht oder umgerüstet werden, tut Not.“ Zudem erinnerte Roger Lewentz daran, dass die wirtschaftlichen Anreize langfristig durch ordnungspolitische Maßnahmen ergänzt werden müssten. Dies betreffe insbesondere die Forderung nach Einführung von Tempolimits für Güterzüge und das Verbot lauter Güterwagen beispielsweise ab dem Jahr 2020 nach Beendigung des Umrüstprozesses.
Trassenpreise stärker an Lärm koppeln
Auch beim Thema „lärmabhängiges Trassenpreissystem“ könne man sich größere Fortschritte vorstellen. „Der Unterschied im Trassenpreis für laute und leise Wagen ist viel zu gering, um die investiven und betrieblichen Mehrkosten leiser Wagen für die Eisenbahn und Wagenhalter auszugleichen“, betonte Lewentz.
Der Bahnlärm entlang des Rheins war auch Thema des heutigen Gesprächs zwischen Minister Lewentz und seinem hessischen Amtskollegen, Florian Rentsch. Beide Politiker seien sich einig, dass die rheinland-pfälzische und die hessische Landesregierung gemeinsam alles Mögliche tun wollen, damit es endlich zu einer echten Lärmentlastung der Menschen im Rheintal käme, so Lewentz.


