Songpoetin Christina Lux verzaubert das Bechtolsheimer KulturGUT
Songpoetin Christina Lux verzaubert das Bechtolsheimer KulturGUT
„Einfach zauberhaft,“ fand Christina Lux am Samstagabend ihr Publikum im Bechtolsheimer KulturGUT. Ebenfalls zauberhaft fanden die Gäste die Lieder der erfrischend jung gebliebenen Songwriterin, die nicht nur musikalisch, sondern auch durch ihre natürliche Bühnenpräsenz überzeugte. Für viele Gäste ist die Songpoetin auf der ausverkauften Kleinkunstbühne keine Unbekannte. Immerhin stellt die gebürtige Karlsruherin mit „Playground“ ihre siebte CD vor.
In Kooperation mit dem Dresdner Gitarristen und Percussionisten Reentko spielte sie wieder ein sehr eindringliches Akustik-Album ein. Bereits mit dem ersten Song, „Forget You“ vom neuen Album nimmt Lux die Hörer mit auf eine Reise in eine Welt, die nur aus Gitarrenklang und ihrer soulig-rauchigen Stimme besteht. Immer wieder haucht sie ein paar Liedzeilen ins Mikrofon und schlägt den Takt auf dem Gitarrenkorpus mit wie einen Herzschlag.
„Das neue Album heißt ‚Playground’, frei nach Kästners Zitat: ‚Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit’,“ erklärt Lux mit ihrer tiefen, leicht kratzigen Sprechstimme. Wenn Dinge im Leben sich verändern, dann schaffen sie auch neue Freiräume, sagt die 47-Jährige. Die müsse man für sich nutzen. Ihre Texte handeln oft von Erfahrungen oder Ereignisse, die ihr im Leben begegnen und sie dann beschäftigen. Den Song „Playground“ schließt mit dem Mantra „It’s never too late for a happy childhood“ und einem frechen Ploppen über die Backeninnenseite.
Die meisten Lieder schreibt Lux auf Englisch, doch zwischendrin gibt es so manche klangliche Perle auf Deutsch. So auch bei dem Folk-lastigen „Es ist gut so“, bei dem ihre Finger wie Schmetterlinge über das Griffbrett fliegen. Ebenso sanft singt sie dazu: „In diesem Augenblick ist es wie ein Mundvoll Glück, das wie Schokolade auf der Zunge zergeht.“ Den Moment zu genießen, das ist auch Teil ihrer Lebenseinstellung. Kleine Anekdoten zwischen den Liedern verraten die Denkweise der Singer-Songwriterin.
So sagt sie, dass ein wahrer Freund niemals sagen würde „Stell dich nicht an“, wenn es einem schlecht geht und die Tränen fließen, sondern einfach wortlos seine Schulter anbietet und für einen da ist. Lux wiegt sich mit geschlossenen Augen zum Rhythmus von „Healing Waters“ und funktioniert am Ende ihr Publikum zu einem spontanen Sprechchor um. Auch unbequeme Themen greift sie auf, wie beispielsweise in „War Torn“, das die Blindheit einstiger Kriegskinder für die Bedürfnisse ihres eigenen Nachwuchses beschreibt, oder die Verblendetheit und fehlende Toleranz vieler Religionen, etwa gegenüber Homosexualität, wie in „Love is my Religion“.
Mit wechselnden Instrumenten, ihrer Akustik-Gitarre mit silberglänzendem Namensschriftzug auf dem Griffbrett, einer elektrischen Gibson Jazzgitarre und einer Baritongitarre, schafft Lux immer wieder neue Stimmungen, die sie mit ihrer warmen Stimme untermalt. Die Autodidaktin hat sich das Gitarrenspiel mit zwölf Jahren selbst beigebracht, die Schule mit 18 abgebrochen und sich bewusst für ein Musikerdasein entschieden.
Doch das Musikerleben ist nicht leicht. Lux schreibt, spielt, singt und produziert ihre CDs selbst, ist ihre eigene Managerin und Booking-Agentur, was viel Zeit und Kraft in Anspruch nimmt: „Wenn ich 70 Konzerte im Jahr gebe, dann bin ich im grünen Bereich.“ Besonders freute sie sich daher über einige jüngere Konzertbesucher, denn das Interesse an Songwriter-Musik sei in dem Alter eher klein, doch in letzter Zeit stetig am wachsen.
„Ich habe beobachtet, dass sich das Musikkonsum-Verhalten der jetzt heranwachsenden Generation verändert. Vom schnellen Herunterladen über das Internet weg, hin zum Erwerb der Originale. Der Besitz der Platte wird wichtiger, die Haptik, der Mehrwert durch das Booklet und vor allem die Gewissheit den Musiker unterstützt zu haben.“ Die Sängerin spendet selbst 50 Cent ihrer neuen CD an Dunkelziffer e.V..
Mit dem Schlaflied „Spät“ beendet Lux das kleine, aber intensive Konzert im KulturGUT. Mit sanften Tönen lässt sie das Lied und den Abend ausklingen und hängt spontan noch einen kleinen Scat auf „luxianisch“ hinten an. Vier Mal war sie schon zu Gast im KulturGUT, doch mit sicherlich nicht zum letzten Mal, wie die Betreiber Elke Diepenbeck und Roland Kalus hoffen.