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Ja zu Fra! Ernst gemeinte „Initiative“ oder Lobby-Organisation?

Ja zu Fra!
Ja zu Fra!

Unlängst ging mit „Ja zu Fra!“ eine Initiative an den Start, die auf ihrer Internetseite unter anderem sagt: „Die Initiative Ja zu FRA! hat die Zukunft des Frankfurter Flughafens fest im Blick“. Ob der Begriff „Initiative“ bewußt gewählt wurde, um dem ganzen ein bisschen den Anstrich einer Bürgerinitiative zu geben, mag dahin gestellt bleiben. Immerhin ist die Internetseite so ehrlich gemacht, dass man sofort sieht, wer diese Initiative gegründet hat: „Die neu gegründete Initiative Ja zu FRA! von Fraport, Lufthansa und Condor tritt für eine differenzierte und sachliche Diskussion ein, um die Zukunft des Frankfurter Flughafens auch weiterhin zu sichern.“ Und damit finden wir den ersten deutlichen Hinweis, dass es sich hier um Lobby-Arbeit handelt.

Ja zu Fra! ist Lobby-Arbeit

Das ist grundsätzlich weder verwerflich noch verboten. Ein Unternehmen oder ein Zusammenschluss von Unternehmen hat durchaus das Recht, seine Interessen mit legale Mitteln zu vertreten. Auch in den Argumenten ist durchaus zutreffendes zu finden. So sagt Dr. Stefan Schulte, Vorsitzender des Vorstandes der Fraport AG, auf der Webseite: „Für viele unserer Mitarbeiter und ihre Familien, ist der Flughafen nicht nur ein Stück Arbeitsalltag, sondern ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Der Ausbau des Flughafens sichert Tausende von Arbeitsplätzen und sorgt für die Schaffung vieler neuer Jobs.“ In der Tat ist der Frankfurter Flughafen einer der größten Arbeitgeber der Region Rhein-Main.

Ja zu Fra! ignoriert (bisher) Thema Fluglärm

Ja zu Fra! verkauft sich als Gegeninitiative zu den Demonstrationen gegen Fluglärm. Zumindest wird auf die aktuellen Proteste und Debatten bezug genommen: „Die Debatte um den Ausbau des Frankfurter Flughafens wird momentan sehr einseitig und emotional geführt.“ Die Menschen, die gegen FraPort und den Flughafenausbau demonstrieren, tun das nur aus einem Grund: Fluglärm! Sie wehren sich gegen die steigende Belastung durch Fluglärm. Nutzt man die Suchfunktion des Browsers, dann stellt man fest, dass auf der Seite von Ja zu Fra! das Wort Fluglärm nicht ein einziges Mal auftaucht. Das Thema wird auf der Seite bisher vollkommen verschwiegen. Statt dessen werden ausschließlich positive Aspekte des Flughafens betont. Das ist eine typische Strategie von Lobby-Arbeit.

Ja zu Fra! wird von bekannter PR-Agentur betrieben

Die drei Initiatoren von Ja zu Fra! nehmen wohl richtig viel Geld in die Hand für dieses Projekt. Denn mit der Durchführung und Organisation wurde die weltweit vernetzte PR-Agentur Burson-Marsteller beauftragt. Das merkt man spätestens, wenn man eine WHOIS-Abfrage der URL der Webseite von Ja zu Fra! durchführt. Dann bekommt man dieses Ergebnis:

Domain ID:D164606074-LROR
Domain Name:JA-ZU-FRA.ORG
Created On:03-Feb-2012 15:47:09 UTC
Expiration Date:03-Feb-2013 15:47:09 UTC
Sponsoring Registrar:Cronon AG (R110-LROR)
Status:TRANSFER PROHIBITED
Registrant ID:OWN21988
Registrant Name:Burson-Marsteller GmbH
Registrant Street1:Carsten Siemon
Registrant Street2:Hanauer Landstrasse 126-128
Registrant Street3:
Registrant City:Frankfurt
Registrant State/Province:Germany
Registrant Postal Code:60314
Registrant Country:DE

Die Agentur Burson-Marsteller hat sich unter anderem auf solche Lobby-Arbeit spezialisiert und steht deshalb durchaus in der Kritik, wie auf Wikipedia zu lesen ist, hat die Agentur bereits Lobby-Arbeit für verschiedene umstrittene Polit-Regime gemacht. Darunter die argentinische Militärjunta aber auch der rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu. Kritisiert wird die Agentur weiterhin von Umweltorganisationen. Hier wird der Agentur zur Laste gelegt, im Auftrag von Großunternehmen Propaganda für umweltzerstörerische und gesundheitsschädliche Projekte und Techniken zu betreiben. Die Frankfurter Rundschau beleuchtet unter anderem das Engagement der Agentur für den Chemiekonzern Union Carbide, in dessen indischen Werk 1984 tausende Menschen ums Leben kamen. Das Engagement für Ja zu Fra! könnte man hier einsortieren. Auch die zum Einsatz kommenden Methoden sind laut Wikipedia strittig. So wurde im Mai 2011 aufgedeckt, das eine US-Niederlassung von Burson-Marsteller eine Art Geheimauftrag von Facebook bekommen hatte, um mit scheinbar neutraler Presseberichten gegen Google aktiv zu werden.

Ja zu Fra! ist genau so zulässig, wie die Fluglärm-Demos

Also: Grundsätzlich ist eine solche Strategie weder verboten noch schändlich. Ein Unternehmen darf für seine Ziele und Zwecke werben und kämpfen, so wie die Fluglärmgegener ebenfalls absolut berechtigt für ihre Nachtruhe und viele mehr kämpfen. Es bleibt abzuwarten, mit welchen Mitteln, Methoden und Argumenten gearbeitet wird. Hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen.

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