
SENSATION! Nierstein wird zu einem Meilenstein-Projekt der Energiezukunft, denn die Weinbaustadt am Rhein bekommt die erste Solarstraße in Europa. Nierstein darf damit dann die Ergänzung „Europs first Solar-City“ als Ergänzung des Stadtnamens auf dem Ortsschild führen. Das Projekt wird auf der B 420 realisiert. Der Solarausbau beginnt direkt nach der Bahnunterführung an der Kreuzung zwischen Bleichweg, Ringstraßer und der B 420 und führt über den gesamten Verlauf der Straße bis zum Kreisel bei der Totaltankstelle am Ortsausgang. In Frankreich sind ähnliche Projekte in Planung.
Solarplatten ersetzen den bisherigen Straßenbelag
Der bisherige Teerbelag wird entfernt, die Straße 20 Zentimeter tief abgefräst. Dann wird ein neuer Unterbau erstellt, auf dem dann der neue aus speziellen Solarplatten bestehender Fahrbahnbelag aufgebracht wird. Damit erzeugt die Straße dann Strom. „Straßen derart zu nutzen macht absolut Sinn“, erklärt Nikelodeus Scherzinger von der European Solar Street Foundation „ESSF“, die das Pilotprojekt im Auftrag der EU realisiert. „Straßen dienen bisher ausschließlich als Fahrwerg für Fahrzeuge, ansonsten sind sie nutzlos und kosten Geld. Eine Solarstraße hingegen verdient Geld“, so Scherzinger im Gespräch mit Wir-in-Rheinhessen.
Kosten der „B 420 Solar“ trägt die EU
Die Kosten für den Bau der Straße liegen etwa drei mal höher, als die Kosten für den Bau einer Teerstraße. Dafür sind aber verschiedene Ertragsmodelle denktbar. Überließe man den Bau privaten Firmen, könnten diese dann durch Einspeisung des Stroms Geld verdienen. Im Falle von Nierstein aber profitiert die Stadt gleich doppelt. Die Kosten für den Bau der „B 420 Solar“ übernimmt die EU komplett. Nierstein darf den Strom nutzen und sogar verkaufen. So sollen alle städtischen Gebäude mit dem Solarstrom betrieben werden. Überschüsse können ins Netz eingespeist werden und werden dem Stadtsäckel Einnahmen bescheren.
Auch die Einwohner profitieren
Ob genug Strom produziert wird, um auch private Haushalte damit zu versorgen und Nierstein energieautark zu machen, ist unklar. Bewährt sich die Solarstraße plant die Stadtspitze, weitere Straßen umzubauen. Lukrative Straßen wären die Wörrstädter Straße oder auch die K 45 zwischen Nierstein und Schwabsburg. Doch Niersteins Bürger profitieren noch auf ganz andere Weise. Der Solar-Fahrbahnbelag darf nur bis maximal vier Tonnen belastet werden. Daher wird die „B 420 Solar“ nur noch für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht freigegeben sein. Mit anderen Worten, der Schwerlastverkehr muss Nierstein in Zukunft weiträumig umfahren und es wird dadurch viel ruhiger in Nierstein.