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Weihnachtsblasen in Nierstein in der Kritik

(Foto: Gemeinde Nierstein)
(Foto: Gemeinde Nierstein)

Es begann als ein besinnliches Treffen vor Weihnachten, um sich bei adventlicher Musik auf die Weihnachtstage einzustimmen. Heute ist es ein „Event“ wie es auf Neudeutsch heißt. Laut Bürgermeister Thomas Günther kommen alle Jahre wieder am 23. Dezember bis zu 2500 Menschen im Gemeindepark zum Abschluss des Weihnachtsblasens.

Kult und Institution

Mittlerweile ist diese Veranstaltung nicht nur Kult, sondern auch etwas institutionalisiert worden. Mit salbungsvollen Worten vom Bürgermeister und den örtlichen Geistlichen. Doch das Weihnachtsblasen ist einst ohne die lokale Prominenz entstanden und hat eine lange Tradition. Am 23. Dezember ziehen die Kilianos und der CVJM Posaunenchor mit ihren Instrumenten durch Nierstein und Schwabsburg und spielen weihnachtliche Lieder an diversen Ecken und auf den Plätzen. Damit bringen sie den Einwohnern ihren musikalischen Weihnachtsgruß bis an die Haustür. Die Bürger danken oft, indem Sie den Musikern wärmende und geistreiche Getränke reichen. Das beflügelt die Spielfreude der Musiker natürlich spürbar.

Einst traf man sich auf dem Marktplatz

Früher endete die musikalische Wanderung immer auf dem Marktplatz. Dort spielten die Musiker noch eine Runde und viele Bürger trafen sich, um dem Ganzen zu lauschen. Die Zahl der Gäste wuchs von Jahr zu Jahr und so ging man dazu über, den Abschluss des Weihnachtsblasens in den Gemeindepark zu verlegen. Immer mehr Menschen nicht nur aus Nierstein freuten sich, kurz vor Heilig Abend noch mal kurz mit Freuden zusammen zu kommen und ein Schwätzchen bei Glühwein und Musik zu halten.

Kritische Töne vom Gründer

Wie die Allgemeine Zeitung berichtet, sieht Helmut Sander, der Gründer des Niersteiner Weihnachtsblasens diese Veranstaltung mittlerweile kritisch. Er bemängelt weniger die schieren Menschenmenge, sondern das die Musik zur Nebensache geworden ist und viele vor allem junge Menschen dort teilweise exzessiv trinken und nicht selten mit hochprozentigem „Sprit“ im Rucksack oder schon „vorgeglüht“ dort erscheinen. Hat Sander recht?

In der Tat ist es an diesem Abend im Gemeindepark oft dermaßen „gestoppte voll“ wie man in Rheinhessen sagt, dass bei dem Gedränge und Geschiebe nicht mehr wirklich gemütliche Stimmung aufkommt. Viele Gäste scheren sich in der Tat kein bisschen um die Musik und die Darbietung der Musiker. Dass das Ordnungsamt an den Eingängen Taschen auf selbst mitgebrachten Alkohol kontrollieren muss, sorgt auch kaum für Stimmung. Das Gemütliche und Intime früherer Tage ist in der Tat verloren und das Ganze ist weniger ein besinnliches Treffen, sondern eine Party, ein „Event“. Seit die Gemeinde selbst Gastgeber ist, ist das Weihnachtsblasen eine Plattform für die Auftritte von Bürgermeister und lokaler Prominenz.

Wie ist Eure Meinung, liebe Leser? Teilt über die Kommentarfunktion mit, was ihr über das heutige Weihnachtsblasen denkt.

Journalist & Redakteur sowie Betreiber dieser Seite.

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